Die deutsche Wikipedia definiert das so:
„Ein soziales Netzwerk ist ein Onlinedienst, der die Möglichkeit zu Informationsaustausch und Beziehungsaufbau bietet. Eine dadurch entstehende Online-Community bietet Computervermittelte Kommunikation und digitale Soziale Interaktion entsprechend den Möglichkeiten der jeweiligen Social Software (Plattform). Auf der technischen Grundlage eines sozialen Mediums (Social Media), das als Plattform zum wechselseitigen Austausch von Meinungen, Erfahrungen und Informationen eingesetzt wird, ergibt sich ein abgrenzbares soziales Netzwerk von Nutzern mit von ihnen erzeugten Inhalten.“
Nun ist Wikipedia selbst in diesem Sinn ein soziales Netzwerk und besonders bei Themen mit politischem Bezug mit äußerster Vorsicht zu behandeln.
In Deutschland hat sich Markus Fiedler mit seinem Blog und seinen Videos intensiv mit dieser Problematik beschäftigt.
Bei gewerblich betriebenen Netzwerken wie z.B. Facebook oder Instagram ist meistens davon auszugehen, dass aus den dort gewonnen Inhalten und dem Verhalten der Anwender ein wirtschaftlicher Nutzen generiert werden. Davon ist besonders auszugehen, wenn die Kernfunktionen des Netzwerks kostenfrei nutzbar sind. Schließlich ist der Betrieb solcher Netzwerke aufwändig und daher kostenintensiv. Diese Kosten wachsen mit der Plattform.
Mike Kuketz schreibt dazu in seinem Blog:
„Es ist allgemein bekannt, dass soziale Netzwerke wie Facebook, TikTok, Instagram und X maßgeblich von der Nutzung und Auswertung von Nutzerdaten zu Werbezwecken sowie von der Einblendung von Werbung selbst profitieren. Diese Plattformen sind auf eine Aufmerksamkeitsökonomie ausgerichtet, die darauf abzielt, bewusst Erregung/Aufregung zu erzeugen, um die Interaktion mit fremden Inhalten zu steigern. Dabei geht es weniger um die Förderung einer gesunden Debattenkultur als um Gewinnmaximierung. Die Algorithmen bevorzugen Inhalte, die eine hohe Anzahl von Reaktionen hervorrufen, unabhängig davon, ob diese positiv oder negativ sind. Vorrangiges Ziel ist es, dass die Nutzer möglichst lange auf den Plattformen verweilen und die (bezahlten) Inhalte konsumieren. Ich persönlich betrachte dies als eine Art »attention prison«, aus dem ein Entkommen nur schwer oder gar nicht möglich ist.
Eine traurige Konsequenz dieser Strategie ist, dass häufig menschenverachtende und demokratiefeindliche Inhalte ihren Weg in die Timelines der Nutzer finden. Da Inhalte mit hoher emotionaler Wirkung bevorzugt werden, führt dies zu einer verstärkten Verbreitung von Hass/Hetze und Fake News. Die Folge ist eine Zunahme von Feindseligkeit und Hass sowohl online als auch offline. Insgesamt wird es dadurch immer schwieriger, konstruktive Diskussionen zu führen.„
Quelle: Kuketz IT-Security Blog
Gesetzlicher Rahmen
Im Oktober 2017 trat das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) in Kraft. Es wurde umgangssprachlich auch als Hate-Speech-Gesetz oder als Facebookgesetz bekannt. Dieses Gesetz sollte Hasskriminalität und andere strafbare Inhalte sowie Persönlichkeitsverletzungen in im Internet bekämpfen, stieß jedoch bei Internetaktivisten und auch bei politischen Parteien auf große Bedenken. Sogar die CSU hielt die enthaltenen Regelungen für Verfassungswidrig.
Mit Inkrafttreten der europäischen Verordnung 2022/2065 Gesetz über digitale Dienste (engl. digital Services Act, DSA) zum 17. Februar 2024 zusammen mit dem Telemediengesetz durch das Digitale-Dienste-Gesetz wurde das NetzDG ersetzt. Die Verordnung aktualisierte den 2000 beschlossenen rechtlichen Rahmen für Online-Plattformen der Europäischen Union.
Der Skandal um Facebook & Cambridge Analytica
Die inzwischen insolvente Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica soll unrechtmäßig Daten von Millionen Facebook-Nutzern erworben, verarbeitet und für politische Zwecke missbraucht haben. Betroffen waren damals laut Schätzungen 87 Millionen Facebook-Nutzer, davon bis zu 310.000 Betroffene aus Deutschland und mehrere Millionen aus Europa.
Quelle: https://www.mainzer-medieninstitut.de/
Die Gefahren von Big Data
Bereits 2016 wurde behauptet, dass mithilfe von Big Data und psychometrischer Analysen das Wahlverhalten von Menschen beeinflussen werden könne. Seither haben sich die technischen Möglichkeiten erheblich weiterentwickelt mit Verfahren wie mathematisch-statistischen Prognosemodellen (Predictive Analytics) lässt sich quasi die Zukunft und auch das Verhalten von Menschen vorausberechnen. Künstliche Intelligenz hilft dabei Verbindungen, Abhängigkeiten, Korrelationen zu identifizieren. Je größer die Datenmenge desto aussagefähiger werden Datenanalysen und Prognosen. Umso persönlicher die Informationen desto eher können die Ergebnisse zu gesamtgesellschaftlichen Schäden führen und auch in die Persönlichkeitsrechte eingreifen. Schon heute nutzen Versicherungskonzerne diese Technologien für Prognosemodelle für relevante Schadenkostenpositionen auch in Bezug auf Gesundheitsdaten!
Quelle: https://www.datenschutzverein.de/wp-content/uploads/2021/04/DANA_20_1_Web.pdf
Social Scoring / Social Credit Systeme & ID2020
Schon heute häufen sich Berichte, dass bei Grenzübertritten Social Media Aktivitäten geprüft werden. Mit ID2020 und Projekt Known Traveller Digital Identity (KTDI) wird auch in westlichen Staaten das erste große Social Scoring System eingeführt, das eine Risikobewertung Reisender mit sich bringt.
Weitere Informationen am Beispiel von China hat die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Informationen zusammengetragen: https://www.lpb-bw.de/fileadmin/machsklar/pdf/2023/mk_55/loesung_china_social_scoring_system.pdf
Das Fazit fiel irritierend unkritisch aus: „Anreize zum guten Verhalten“ auf die Liste der Vorteile zu setzen, lässt auf mangelndes Problembewusstsein bei denen schließen, welche die politische Bildung in unserem Bundesland fördern sollen!
Alternativen
Bei der Wahl der Plattform empfiehlt es sich zu hinterfragen wie sich diese finanziert, ob freie und quelloffene Software verwendet wird. Dezentrale Ansätze und gemeinnützige Organisationen sind oft vertrauenswürdiger aber auch bei diesen lohnt es sich die Finanzierung zu hinterfragen und fragen zur Arbeitsweise zu stellen (z.B. ob demokratische Verfahren zur Besetzung wichtiger Stellen angewendet werden).
Unsere Mitglieder mussten allerdings schon die Erfahrung machen, dass auch in diesen Kreisen die Toleranz gegenüber Andersdenkenden nicht so ausgeprägt ist, wie man es erwarten könnte.
Grundsätzlich gilt immer zu prüfen, ob Verzicht nicht eine Option ist, denn Informationen die nicht erhoben werden, können auch nicht missbraucht werden. Schon 2015 wurde auf der Hackerkonferenz Black Hat festgestellt, dass der Traum vom freien Internet stirbt. Es ist an der Zeit das anzuerkennen!